Wie weckt man das Interesse an einem Job in der TIC-Branche?
Warum tut sich die Prüfdienstleistungsbranche so schwer, Interesse bei ihrer Bewerberzielgruppe zu wecken? Bewerbende wünschen sich heute viel stärker als früher eine Aufgabe mit Sinn und Verantwortung. Den Sinn von Prüfdienstleistungen in einer globalen Welt zu vermitteln, dürfte da doch eigentlich ein Heimspiel sein. Ist es aber nicht.

Die Prüfdienstleister in Deutschland leiden punktuell stärker unter dem Arbeitskräftemangel als andere Branchen. Das liegt unter anderem daran, dass im Bereich Zertifizierung, Prüfung und Inspektion meist sehr spezifische Qualifikationen erforderlich sind. Zum anderen schaffen es die Unternehmen der Branche bislang viel zu wenig, den gesellschaftlichen Nutzen ihrer Dienstleistungen für Bewerbende zu vermitteln. Wenn wir in unseren Suchmandaten Kandidaten die Branche vorstellen, dann sprechen wir von „den unbekannten Riesen“ in Deutschland. Jeder nutzt die Dienstleistungen der Prüfdienstleister oder kommt damit in Berührung, kaum einer kennt sie.
Fragt man Menschen, was sie über Prüfdienstleistungen oder die TIC-Branche wissen, blickt man meist in ratlose Gesichter. Zwar kann jeder mindestens eines der großen „Flaggschiffe“ der Branche – beispielsweise eine der TÜV Gesellschaften oder die DEKRA – nennen. Doch viele wissen nicht, dass es eine Vielzahl von kleinen und großen Prüfgesellschaften gibt, die mit ihrer Arbeit nahezu alle Bereiche unseres Lebens beeinflussen. Die Branche hat - so scheint es - ein Wahrnehmungs- und Darstellungsproblem. In Zeiten, in denen sich Prüfdienstleister bei der Rekrutierung viel stärker branchenfremden Bewerbern öffnen müssen, ist das allerdings ein echtes Problem. Mehr noch: Schaut man sich in den sozialen Medien – und hier speziell auf den Karriereplattformen XING und LinkedIn – einmal um, was die TIC-Unternehmen in Deutschland kommunizieren, dann überwiegen Fachsprache und leider oftmals auch Langeweile. Die Branche kommuniziert an ihren Zielgruppen vorbei.
Beispiele für wirkungslose Kommunikation in den sozialen Medien:
- Ein Foto mit wahlweise drei bis acht Menschen. Die Personen in der Mitte halten eine gerahmte Zertifikatsurkunde. Die Nachricht oder Bildunterschrift: „Wir sind zertifiziert nach DIN XXX“
- „Warum sich die Zertifizierung nach ISO 14001 für Unternehmen lohnt!“ Die Nachricht: Ein Link zur Webseite, auf der die Norm vorgestellt wird. Keine Nutzenargumentation.
- „Wir suchen Mitarbeiter im Bereich ZfP für die APÜ. Bewerben Sie sich jetzt!“ Dazu Hashtags, wie jobs, zfp, apue, bewerbung. Die Nachricht: Argumente, Erklärungen der Abkürzungen oder Erläuterungen sucht man vergeblich.
- „Die wiederkehrende Prüfung elektrischer Geräte nach DIN EN XXXXX ist Unternehmerpflicht, die in der Sicherheitsverordnung YY und der ZZ-Vorschrift geregelt sind.“ Die Nachricht: Ein unbestimmter Appell samt gekauftem Bildmaterial.
- „Schön war‘s letzte Woche bei der Abschiedsparty für unseren Kollegen Müller, der in den wohlverdienten Ruhestand geht.“ Dazu ein Schnappschuss, der einen Blick in einen halbleeren Meetingraum eröffnet. Die Nachricht fehlt: Welcher Kollege aus welcher Abteilung wurde verabschiedet? Worin besteht seine berufliche Lebensleistung nach 30 Jahren? Der Post erhält einen Kommentar „Schade, so wäre ich auch gern verabschiedet worden“.
Da fällt es auch uns manchmal schwer, die Begeisterung bei Kandidaten zu wecken und dafür zu werben, dass es in dieser Branche interessante Aufgaben für Menschen gibt, die den Output ihrer Arbeit unmittelbar sehen wollen. Wir werden immer wieder gefragt, warum wir so engagiert und gerne für Prüfdienstleister arbeiten und ob das Thema Normen und Regelwerke nicht eigentlich total langweilig sei. Schließlich gehe es hier doch um die „typisch deutsche Regelungswut“. Darüber, was die TIC-Branche tatsächlich zu bieten hat, haben wir uns in den vergangenen zwölf Jahren viele Gedanken gemacht. Wir haben tolle Menschen kennengelernt, die ihre berufliche Erfüllung in dieser Branche gefunden haben. Denn beim Recruiting kommt es darauf an, Kandidaten mit klarem Anforderungsprofil, einer guten Geschichte zum Unternehmen und mit wirkungsvollen Argumenten zu überzeugen.
Und davon hat die TIC-Branche und die Unternehmen, die es zum Teil schon mehr als 100 Jahr gibt, wirklich reichlich zu bieten:
Regelwerke sorgen dafür, dass Dinge zusammenpassen! Ob Schweißnaht, Ventil, Roboter, Kuscheltier oder einfach Stecker und Steckdose: Wenn Produkte oder Komponenten unterschiedlicher Hersteller zusammen funktionieren sollen, braucht es eine Vereinheitlichung durch Regelwerke.
Normung hilft dabei, dass Produkte ihren Weg in die Welt finden! In Deutschland – dem Land der Erfinder und der mittelständischen „Hidden-Champions“ – können Produktentwicklungen nur dann optimal verwertet werden, wenn man mit Standards dafür sorgt, dass jedes Stück genormt ist.
Normen schützen Sicherheit und Gesundheit der Verbraucher. Wenn es Normen, etwa für medizinische Implantate oder elektrische Geräte, nicht gäbe, brächte das große Probleme für die Gesundheit und Sicherheit von Menschen mit sich.
Normen machen Unternehmen besser. Wer sich als Unternehmen verpflichtet, z.B. die ISO 14001 (Nachhaltigkeit & Umweltmanagement) einzuhalten und sich diesen Regeln stellt, zeigt, dass er bereit ist, seine Organisation nach außen hin transparent zu machen und sich gezielt weiterzuentwickeln.
Und so ließe sich die Liste fortsetzen. Denn die Kandidaten, die wir in den letzten zwölf Jahren in der Branche kennengelernt haben, können mit wahrer Begeisterung spannende Geschichten darüber erzählen, was ihren Job ausmacht. Wir haben Ihnen einfach zugehört und für unsere Argumentation gelernt. Wir glauben fest daran, dass Prüfdienstleister intensiver daran arbeiten sollten, Sinn und Nutzen ihres Unternehmens zielgruppengerecht in die Welt zu tragen.
Damit Bewerbende und Interessierte Antworten auf folgende Fragen erhalten:
- Was leiste ich konkret mit meiner Arbeit, wenn ich bei einem Prüfdienstleister arbeite?
- Welchen übergeordneten Sinn erfüllt meine Aufgabe?
- Wie kann ich mich und meine Stärken einbringen?
Und wie sehen Sie das?
Welche Argumente sprechen aus Ihrer Sicht für eine Tätigkeit bei Prüfdienstleistern?
Und warum fällt es Prüfdienstleistern vielfach so schwer, spannende Inhalte für die Bewerberzielgruppe zu liefern?
Wir freuen uns über Ihre Sicht auf das Thema!
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