Digitale Transformation im Gesundheitsmarkt (Teil 2)

„Jeder neue Mitarbeiter bringt etwas mit, das dem Team fehlt“

Vertriebsprofi Dr. Christian Bühnemann bekam von seinem Arbeitgeber Novartis die Chance, ein Team für digitale Transformation und Innovation aufzubauen. Was das für ihn persönlich bedeutete und worauf er bei der Personalauswahl setzt, erzählt er im Interview.

Welche digitalen Themen beschäftigen Sie derzeit?
Wie wir die Kommunikation mit Ärzten während der Pandemie aufrechterhalten können. Das Selbstverständnis unserer Vertriebskollegen war immer, in persönlichem Kontakt zum Kunden zu stehen. Das geht gerade nicht – da mussten wir neue Wege finden, um Ärzte mit relevanten Informationen zu versorgen. Es gelingt nicht jedem Kollegen gleich gut, virtuelle Kongresse zu besuchen oder Gespräche via Bildschirm zu führen. Aber alle lernen dazu. Die Pandemie hält uns den Spiegel vor und zeigt, was geht, wenn es gehen muss. Unser Unternehmensziel, bis 2030 klimaneutral zu werden, lässt sich so auch leichter erreichen. Für zweistündige Meetings von Nürnberg nach Basel reisen – das ist eine Verschwendung von Ressourcen und Lebenszeit, die wir auch nach der Pandemie sicher nicht fortsetzen werden.

„Agil zu bleiben und kontinuierlich zu lernen, das wird in Zukunft noch wichtiger als bisher, weil sich die Uhren immer schneller drehen. Niemand kann es sich mehr erlauben zu sagen: ,Ich habe nur noch acht Jahre bis zur Rente – da kann ich mich zurücklehnen.‘“
Dr. Christian Bühnemann

Was ist die wichtigste Eigenschaft, die Mitarbeiter in der Pharmabranche künftig brauchen werden?
Ganz klar: die Bereitschaft, kontinuierlich Neues zu lernen. Auch nach 25 Jahren in derselben Branche. Mich selbst betrifft das ja auch. Ich habe eine für die Pharmabranche typische Laufbahn genommen. Erst war ich im Außendienst, später Brandmanager, Regionalleiter und habe verschiedene Teams in Deutschland und der Schweiz geleitet. 2015 bekam ich die Chance, einen ganz neuen Bereich aufzubauen. Der hieß damals noch Multichannel, heute Digital Transformation & Innovation. Dafür eine Strategie zu entwickeln und ein Team mit überwiegend jungen Leuten zusammenzustellen, die ganz andere Arbeitsmethoden und Einsichten mitbringen – das war für mich ein großes Geschenk. Agil zu bleiben und kontinuierlich zu lernen, das wird in Zukunft noch wichtiger als bisher, weil sich die Uhren immer schneller drehen. Niemand kann es sich mehr erlauben zu sagen: „Ich habe nur noch acht Jahre bis zur Rente – da kann ich mich zurücklehnen.“

Was macht Novartis, um die Mitarbeiter weiterzuentwickeln?
Es gibt ein breites Angebot an Onlinekursen, das gerade jetzt in der Krise stark genutzt wird. Auch wenn der Vertrieb zunächst zurückgefahren werden musste, wurde niemand in Kurzarbeit geschickt. Stattdessen sollten die Mitarbeiter die Zeit nutzen, sich weiterzubilden. Über eine von Novartis geförderte Plattform können die Kollegen virtuell an 190 Universitäten weltweit studieren und aus mehr als 3.500 Kursen wählen. Darüber hinaus bietet Novartis Kurse an, mit denen Mitarbeiter auch Kompetenzen für die digitalisierte Arbeitswelt erwerben können.

Worauf achten Sie bei der Auswahl neuer Mitarbeiter?
Meine Strategie ist relativ einfach: Jeder neue Mitarbeiter muss etwas mitbringen, das dem Team bislang fehlt. Der eine hat ein Verständnis für Datenstrategien, die andere ist besonders kreativ. Die nächste verfügt wiederum über Expertise im Innovationsmanagement und so weiter. Das führt automatisch dazu, dass das Team sehr divers wird, auch was andere Merkmale wie Geschlecht, Hautfarbe oder sexuelle Orientierung angeht. Hauptsache, die Mitarbeiter ticken nicht alle gleich.

Zur Person:
Der promovierte Zoologe Dr. Christian Bühnemann ist seit 25 Jahren in der Pharmabranche tätig, seit 2008 für die Novartis Pharma GmbH. Dort leitet er seit 2015 das Team Digital Strategy & Innovation.

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Bildquellen:
Titelbild: istockphotos
Porträt: Novartis Pharma